Fachartikel

Intervalltraining ist nicht gleich Intervalltraining

Timo Ameruoso Training Problempferd Intervalltraining

Gesunderhaltung und Leistungssteigerung

Die Leistungssteigerung korreliert stark mit der Gesunderhaltung des Pferdes. Die Leistungssteigerung ist demnach maßgeblich für eine hohe Lebensqualität des Pferdes bis ins hohe Lebensalter verantwortlich. Es gibt bereits verschiedene Konzepte zur Leistungssteigerung. Klassisches Intervalltraining oder Equikinetic sind zwei Konzepte, die bereits seit längerem in aller Munde sind.

Der Reiz macht den Unterschied

Bereits bekannte Konzepte weißen allerdings einen großen Nachteil auf. Dieser Nachteil liegt einerseits in der zu geringen Ausbelastung des Körpers und andererseits im Ausbleiben der Superkompensation. Beides führt zu einem erhöhten Verschleiß bei minimalem Aufbau. Bei einem Training, dass das Pferd aufbauen und gesunderhalten soll, ist es wichtig, den Verschleiß zu minimieren und den Aufbau zu maximieren. Das kann nur erreicht werden, wenn der Körper in die Superkompensation kommt. Die Superkompensation ist der Zustand, in dem der Körper merkt, dass er zu schwach ist und sich dann anpasst.

Vorermüdung und Nachermüdung

Aus dem Kraftsport sind die Phasen der Vorermüdung und der Nachermüdung schon lange bekannt. Die Wissenschaft weiß mittlerweile, dass diese beiden Phasen unerlässlich sind, um den Körper maximal aufzubauen. Die Intervalle können gleich sein, aber die Dauer des Trainings und die Anordnung der Intervalle ist entscheidend. Es muss beim Pferd grundsätzlich ein Wechsel stattfinden zwischen maximalem Reiz in der Diagonalbewegung, um den Rücken zu öffnen und dem permanenten Wechsel von der diagonalen Bewegung zum Sprung. Das bedeutet man wechselt zwischen Trabintervallen und Trab-Galoppwechseln.

Das Tempo macht den Unterschied

Bei den herkömmlichen Trainingsmethoden und den oben genannten fällt eines sehr schnell auf. Die Pferde bauen nicht genug auf. Genau genommen bauen sie so gut wie keine Muskelmasse auf. Woran erkennt man das? Am Muskelvolumen und den Muskelsträngen. Ein bis zum Maximum trainiertes Pferd kann bis zu 100% mehr Muskelmasse aufbauen als herkömmlich trainierte Pferde. Diese Pferde zeichnen sich durch ein hohes Muskelvolumen mit klar definierter Muskulatur. Das ist aufgrund des Ganzkörpertrainings nur durch ausreichend hohes Tempo am freien Pferd zu erreichen. Es sind durch das Tempo keinerlei Verletzungen oder Verschleiß zu erwarten. Selbst bei Pferden in der Reha nach Fesselträgerschäden o.ä. konnte lediglich eine Verbesserung beobachtet werden. Wichtig ist das Pferd frei zu trainieren, damit sich das Pferd optimal ausbalancieren kann.

Der fixierte Punkt ist das Problem

Werden Pferde durch eine Longe am Mittelpunkt fixiert, ist das in der Welt des Sports nicht nur einzigartig, sondern auch sehr Verschleißfördernd. Was sich bei Pferden an der Longe nahezu durchweg beobachten lässt, ist die Verlagerung des Schwerpunktes auf die Vorhand und das sehr deutlich. Die Kreisbahn ist nicht wie häufig vermutet das Problem, sondern die Fixierung an der Longe. Dieser Aspekt lässt sich nicht nur durch die Verlagerung des Schwerpunktes erschließen, sondern auch durch die sichtbare Verschlechterung des Gangbildes.

Unter dem Sattel aufbauen ist ein Irrtum

In der Reiterwelt ist es weit verbreitet, sein Pferd unter dem Sattel zu trainieren. Die Ergebnisse sind dürftig. Weshalb das Training unter dem Sattel kaum Erfolge zeigt, ist einfach erklärt. Das Pferd verbraucht die meiste Kraft für die Balance. Durch den Reiter wird das Pferd nicht nur mit zusätzlichem Gewicht belastet, was viel schwieriger ist, ist, dass sich der Schwerpunkt des Pferdes durch den Reiter weit nach oben verschiebt. Die Kraft, die das Pferd normalerweise in die Entwicklung des Schubes nutzen würden, braucht es jetzt, um sich mit dem Reiter auszubalancieren. Was für den Aufbau der Kraft und Ausdauer aber wichtig ist, ist die Entwicklung maximaler Schubkraft. Die maximale Schubkraft wird deshalb benötigt zum Aufbau des Pferdes, weil das Pferd nur im Laufen selbst trainiert werden kann.

Die Pause macht den Unterschied

Es ist völlig normal in der Reiterwelt sein Pferd unter dem Sattel aufzubauen. Es werden hier auch Erfolge erzielt, scheinbar. Denn man kann sein Pferd nur mit anderen Pferden vergleichen, die unter dem Sattel trainiert werden oder einem anderen konventionellen Training unterzogen werden. Vereinfacht ausgedrückt: Man vergleicht Einarmige mit Einarmigen. Vergleicht man allerdings konventionell oder unter dem Sattel trainierte Pferde mit Pferden, die ein hochintensives Intervalltraining, ein Supersatztraining oder ein Pyramidentraining durchlaufen haben, so wird der Unterschied deutlich. Mit einem, auf Trainingserfahrung und wissenschaftlichen Erkenntnissen basierten Training ist eine Leistungssteigerung, gegenüber konventionell, vom Boden oder unterm Sattel, trainierten Pferden um fast 100% möglich. Das klingt im ersten Moment völlig unglaublich, die Gründe hierfür werden aber bei näherer Betrachtung sehr schnell klar. Die Superkompensation ist der Schlüssel. Das heißt intensiver Reiz und danach 24-48 Stunden nur Auslauf und keinerlei Arbeit.

Intervall-, Supersatz-, und Pyramidentraining

Wer jetzt gedacht hat, man könne sein Pferd im Intervalltraining mit maximalem Tempo in Höchstform bringen, der irrt sich. Der folgende Punkt wird bei allen herkömmlichen Konzepten in der Pferdewelt vernachlässigt. Der Körper gewöhnt sich an Reize. Das heißt, der Körper hört auf mit der Anpassung, weil er irgendwann weiß, was kommt. Auch das ist im Sport bereits seit den Sechziger Jahre bekannt. Arnold Schwarzenegger nannte es: „ To shock the muscle!“ Sobald der Körper an einem sogenannten Leistungsplateau angekommen ist, wird es Zeit für einen neuen Reiz. Im Ganzkörpertraining, wo es nicht möglich ist Muskelgruppen zu isolieren, sind die Möglichkeiten für einen neuen Reiz begrenzt. Wer sich im Sport etwas auskennt, hat schon einmal vom Supersatztraining und dem Pyramidentraining gehört. Das sind zwei ausgezeichnete Trainingstechniken, um den Körper bis zum Maximum zu bringen.

1. Supersatztraining

Das Supersatztraining gehört zu den hochintensiven Trainings und eigenen sich sehr gut dazu, um Leistungsplateaus zu überwinden. Beim Pferd werden beim Supersatztraining, die Schrittphasen zur Erholung einfach weggelassen. Das heißt, das Pferd bekommt keine Pause mehr während des Trainings. Da das eine sehr viel höhere Intensität zur Folge hat, muss das Training deutlich gekürzt werden. So ist die Trainingsdauer beim klassischen Intervalltraining circa eine Stunde oder etwas mehr und beim Pyramidentraining schon fast 80 Minuten, so ist der maximale, sinnvolle Supersatz bei 35 – 40 Minuten.

2. Pyramidentraining

Das Pyramidentraining oder auch Reduktionstraining genannt, ist die Königklasse. Dieses Training wird abgesehen vom Herausarbeiten von Defiziten erst bei einem bereits hohen Leistungsniveau angewendet. Durch das Pyramidentraining gelangt der Körper an sein genetisches Leistungslimit, also den Trainingszustand, der auf natürlichem, gesundem Wege zu erreichen ist. Durch das Pyramidentraining wird der Körper dazu gebracht nochmals in kurzer Zeit sehr viel Muskelmasse und sehr viel Muskelkraft und Ausdauer aufzubauen. Beim Pyramidentraining wird mit dem intensivsten zur Verfügung stehend Intervall begonnen und mit zunehmender Ermüdung wird man immer leichter von der Intensität. Das heißt in der Praxis, dass wir mit einem Galoppintervall beginnen. Ein Intervall hat die genaue Dauer von 2 Minuten und 5 Sekunden je Hand. Die 5 Sekunden sind für den Richtungswechsel. Das bedeutet, dass unser Pferd dazu in der Lage sein muss, 4 Minuten am Stück ruhig zu galoppieren. Danach arbeitet man sich weiter bis zur Ausbelastung vor. Nach dem Galopp kommt ein Trab-Galoppintervall mit einem Wechsel von 5/5. Das heißt 5 Trabtritte zu 5 Galoppsprüngen und das insgesamt vier Minuten immer im Wechsel. Danach einen Intervall im Trab mit einer Stange und danach in der Nachermüdungsphase einen Trabintervall. Mit zunehmendem Leistungsniveau werden die Intervalle aufgedoppelt, das heißt zwei Intervalle von jedem.

Superkompensation

Nur durch eine maximale Ausbelastung kommt der Körper immer wieder in die Superkompensation. Das ist sehr wichtig, weil sich die Superkompensation nicht nur auf die Muskeln bezieht, sondern auch auf Knochen, Gelenke, Sehnen, Bänder und sogar die Organe. Das ist auch das Geheimnis langer Gesundheit des Pferdes und hoher Lebensqualität bis ins hohe Alter. Die Superkompensation ist der Anpassungsprozess des Körpers auf die Trainingsbelastung. Diese Anpassung kann nur in der Ruhephase stattfinden. Wird zu oft trainiert oder dem Pferd zu wenige Ruhetage gegeben, kann keine Anpassung stattfinden, das heißt der Körper befindet sich im Übertraining und baut mittelfristig ab und neigt zu Verletzungen. Wichtig für Interessierte: Die angegeben Trainingszeiten sind für bereits in unserem Training stehende Pferde. Bevor man dieses Trainings ausprobiert, sollte unbedingt ein Leistungsstatus gemacht werden. Wir machen dieses Leistungsupdate vor dem Festlegen des ersten Intervalltrainings und dann vor jeder Trainingsanpassung.

Weiterführendes

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