Reiten ist eine Kunstform und kein Sport! Diesen Satz kennen Sie sicher auch. Davon abgesehen, dass wir Pferde wie Sportler trainieren sollten, um die Kunst des Reitens ausüben zu können, stellt sich die Frage: Ist Reiten wirklich Kunst?
Damit man diese Frage zumindest ansatzweise beantworten kann, sollten wir festlegen, was Kunst eigentlich ausmacht.
Die Kunst beginnt bereits in der Vorbereitung
Wer das Reiten für sich als Kunst definiert, ich zumindest halte Reiten für eine hohe Form der Kunst, allerdings lege ich den Anspruch an diese Kunst sehr viel höher als diejenigen, die das Reiten einmal als Kunstform definiert haben. Die Kunst besteht aus mehreren Aspekten. Der grundlegende Aspekt des Reitens sollte darin liegen, dass das Pferd zum reiten gebracht wird, OHNE Zwang und Konditionierung. Bei dem Verzicht auf Konditionierung beispielsweise, geht es zunächst darum, sein Pferd und die eigene Vorgehensweise so weiter zu entwickeln, so dass sich das Pferd freistehen, ohne zu üben satteln und aufsitzen lässt. Das klingt unglaublich und weit weg, ist es in Wahrheit aber gar nicht. Es ist alles eine Frage der Vorbereitung. Im weiteren Schritt besteht die Kunst darin nun auch das Aufsitzen frei und frei von Konditionierung zu erreichen. Auch das ergibt sich fast von selbst bei der korrekten Ausbildung und Weiterentwicklung.
Die Kunst des Reitens
Schaut man sich heute in der Reiterwelt um, so fällt auf, dass die unterschiedlichen Stile, wie auch Vorgehensweisen alle mindestens zwei Dinge gemeinsam haben. Erstens folgen alle ausnahmslos dem gleichen Ursprung, dem Militär. Es wird von links gesattelt und aufgesessen und das Pferd mehr oder weniger über Schmerz kontrolliert. Zweitens legen alle die Kontrolle ausschließlich auf den Körper. Mit Gebiss und Spor lässt sich durch Schmerz zwar der Körper des Pferdes kontrollieren aber nicht die Psyche oder gar die Seele.
Die Kunst besteht beim Reiten darin nicht mehr den Körper kontrollieren zu müssen, sondern durch eine enge Bindung des Pferdes an uns, im Rahmen der Herdendynamik, so dass die Kontrolle des Körpers überflüssig wird. Hierzu ist es neben einer ausgezeichneten Vorbereitung wichtig zusätzlich die Mechanismen im Gehirn zu kennen und es ist wichtig den Ansatz im Ansatz beim Reiten zu kennen.
Komplexe Vorgänge zerlegen
Sie haben sicher schon gehört, und das mit Ihren Anfängen aufgesogen, dass hohe Lektionen schwer sind. Eine S-Dressur ist schwerer als eine E-Dressur beispielsweise. Oder Sie haben vielleicht davon gehört, dass Westernpferde mit dem Kopf gegen die Bande geritten werden, um den Sliding-Stop zu lernen. Bei der S-Dressur fällt auf, dass nur noch mit Kandare geritten werden kann. Beide Beispiele zeigen deutlich, dass man sich von der Kunst sehr weit entfernt hat oder niemals auch nur in die Nähe der Kunstform gekommen ist. Diese beiden Beispiel sind nur zwei Beispiele, die sich durch sehr viele weitere Beispiele ergänzen lassen würden.
Wenn man das Reiten als Kunst verstehen will, muss man zuerst verstehen, dass alles, was wir mit dem Pferd machen, Sliding-Stop oder eine Piaffe, einfach sind. Sie lesen richtig, es sind einfache Übungen. Dem Pferd das Fleigen beizubringen ist schwer, aber sowohl die Piaffe als auch der Sliding-Stop oder alle anderen Lektionen sind deshalb einfach, weil sie lediglich auf Grundbewegungsmustern aufbauen. In diesen beiden Fällen liegen sich Westernreiter und Dressurreiter näher als gedacht. Dividiert man beide Übungen auseinander, so sieht man, dass es sich hierbei um eine Verminderung der Vorwärtsbewegung handelt. Die sehr starke Versammlung entsteht nicht durch das ständige versammeln, sondern durch die Kraftsteigerung des Pferdes und die Fähigkeit von der Vorwärtsbewegung zur Rückwärtsbewegung umzuschalten und sich durch einen enormen Kraftzuwachs einfacher, natürlich versammeln zu können.
Die eigentliche Kunst
Die eigentliche Kunst besteht darin, eine so enge Bindung vom Pferd zum Menschen zu haben, so dass für das Pferd das Reiten vollkommen belanglos wird. Weiterhin besteht die Kunst darin komplexe Vorgänge in ihre Einzelteile zu zerlegen, so dass sich daraus dann der komplexe Vorgang aus sich selbst heraus entwickeln kann, ohne sein Pferd durch Spor oder Gebiss zu manipulieren.
Optimal zur Ausbildung des Pferdes unter dem Sattel und zur Entwicklung der maximalen Leichtigkeit beim Reiten, die gebisslose Trense „Gentile“.