Wie bei allen Themen, die uns mit dem Pferd beschäftigen ist es auch beim Sattelzwang wichtig nicht nur die Ursachen zu kennen, sondern das Pferd als Gesamtsystem zu betrachten. Die Besitzerin auf dem Foto, konnte ihrem Pferd helfen, dies aufzulösen. Auch wenn die Abwehrmuster nur minimal auftreten, sollte man dem Pferd helfen!
Der Sattelzwang, wie auch der Gurtzwang hat seine Ursache in unterschiedlichen Bereichen. So kann als Ursache sowohl ein unpassender Sattel, Rückenprobleme des Pferdes oder zu festes, plötzliches Angurten genannt werden. Es kommen allerdings noch andere Ursachen in Frage.
Konventionelle Ausbildung als Ursache des Problems
So ist es beispielsweise sehr weit verbreitet, dass dieses Abwehrverhalten auf schlechten Erfahrungen des Pferdes in der Vergangenheit beruht. Pferde, die konventionell eingeritten wurden, zeigen im Erwachsenenalter mehr oder minder schwere Verläufe dieses Abwehrverhaltens. Sattelzwang kann aber auch kurzfristig auftreten, wenn der letzte Ritt für das Pferd zu schwierig war oder das Pferd kurzzeitig überfordert hat. In diesem Fall genügt oftmals eine Anpassung des Reitens und das Problem verschwindet. Was dennoch sehr wichtig ist zu verstehen, ist, dass Sattel- oder Gurtzwang lediglich Symptome darstellen. Das heißt wir müssen die Ursache vom Satteln oder Gurten losgelöst suchen.
Weshalb gut zureden nichts bewirkt
Pferde, die beispielsweise gelernt haben, aufgrund des Einreitens, dass Reiten schlecht ist, wird diese Erkenntnis auch dann beibehalten, wenn der spätere Besitzer besonders sanft mit dem Pferd umgeht. Der Grund, weshalb man später nicht mehr so einfach zum Pferd durchdringen kann, wenn das Reiten einmal negativ abgespeichert ist, ist, dass der Hirnstamm die Kontrolle übernimmt und rationales Denken, wie zum Beispiel Reiten beim neuen Besitzer ist ungefährlich, nicht stattfindet. Daran ändern auch die bestgemeinten Worte und Absichten nichts. Sobald Sattel, Gurten, Aufsitzen oder Reiten negativ belegt sind, wird das Gehirn des Pferdes alles danach filtern und nur das wahrnehmen, was diese Haltung bestätigt. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass Problem beim Satteln, Gurten oder Aufsitzen mit dem Reiten zu tun haben beziehungsweise sich auf das Reiten auswirken.
Auswirkung auf das Reiten
Die Abwehrmuster dürfen demnach nicht isoliert betrachtet werden. Pferde, die sich problematisch Satteln lassen oder beim Aufsitzen loslaufen oder gelernt haben stehen zu bleiben, zeigen beim Reiten weitere Auffälligkeiten. Der Sattel- oder Gurtzwang zeigt sich beim Reiten durch das triebige Pferd oder das unter dem Sattel weglaufende Pferd, welches in der Regel als positiv sehr fleißig beschrieben wird. Diese Auffälligkeiten beim Reiten lassen sich nicht beim Reiten lösen, sondern lösen sich auf, wenn der Sattel- oder Gurtzwang behoben ist und sich das Pferd freistehend satteln und aufsitzen lässt, OHNE gelernt zu haben stehen zu bleiben. Wichtig ist der Grundsatz nichts zu üben, sondern durch eine veränderte, intrinsische Haltung des Pferdes, aus sich selbst heraus entstehen zu lassen. Im Kern bedeutet das, dass das Pferd beispielsweise von selbst dazu kommt, beim Aufsitzen einfach stehen zu bleiben und dabei zu entspannen. Noch zu ergänzen ist ein wichtiger Sachverhalt, der nahezu immer falsch interpretiert wird. Gähnen beim Satteln oder Aufsitzen ist keine Entspannung! Gähnen ist in diesem Zusammenhang eine Übersprungshandlung, die auf inneren Druck hinweist.