Thema ANGST beim Reiten und wie man es schafft diese loszuwerden!
Die klassischen Sätze: „Reite über deine Angst hinweg!“ helfen selten!
Was aber dagegen hilft ist, wenn man beginnt sein Pferd und die Situation zu verstehen. Zudem eine stabile Pferd-Mensch-Beziehung etabliert, um dann strategisch das Reiten für Pferd und Mensch zu erarbeitet.
Wieder eine tolle Geschichte, die wir teilen dürfen. Herzlichen Dank an Heike!
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Die Angst im Kopf oder „Zum Aufgeben zu spät“
Noch einmal ein junges Pferd….das wäre ja nicht das erste in meinem Leben – so dachte ich vor 7 Jahren. Und so kamen wir zu unserem „Krümel“. Seines Zeichen ein damals zweijähriger kecker 3/4 Blüter, natürlich ein Fuchs, mit dunklen freundlichen Knopfaugen.
Aber dieser Zwerg schaffte es dann doch eines Tages mir den Schneid abzukaufen. Ich hab mir viel Zeit mit Satteln, Trense und Anreiten (er war damals 4 Jahre alt) gelassen. Letzteres funktionierte ohne Probleme – dachte ich wieder einmal. Eines Tages stieß er mit dem Hinterbein beim Aufsitzen gegen die Aufsteighilfe und so schnell konnte ich gar nicht gucken, da lag ich auch schon im Dreck. Buckeln kann das Bürschchen, da erblasst jedes Rodeopferd vor Neid. Nun ja, nix passiert, hat das Pferd sich wohl erschreckt. Nochmal rauf und alles war gut – für diesen Tag.
Im Laufe der Zeit segelte ich leider immer öfter vom Pferd (die Ursache, das weiß ich heute, war tatsächlich Sattelzwang, obwohl ich doch immer alles richtig machen wollte) und die Angst stellte sich schließlich recht massiv ein – ich war ja nun keine 20 mehr. Vom Boden hatte ich diese Angst nie, aber drauf setzen wollte ich mich auch nicht mehr gerne. Der Gedanke über einen Verkauf bohrte sich immer mehr in mein Hirn; „ich bin einfach zu blöd zum Reiten bzw. kann dieses Pferd nicht „bedienen“. Glücklicherweise sind mein Mann und ich zu gleichen Teilen die Besitzer unserer Pferde und so stimmte er einem Verkauf nicht zu. Im Gegenteil, er sagte, dass ICH ihm so oft schon gesagt hätte, dass ein Pferd nicht drauf besteht, geritten zu werden. Also, dann soll ich eben nicht reiten. So ganz wollte ich mich damit jedoch nicht zufrieden geben.
Und so besuchten wir viele Bodenarbeitskurse, ich holte mir diverse Reitlehrer, gab das Pferd sogar in Beritt (die Dame machte das wirklich sehr gut). Aber wieder zu Haus landete ich beim ersten Reitversuch erneut im Sand. Tierärztlich ließ ich den Buben natürlich durchchecken bzw. von vorn nach hinten durchröntgen, ohne Ergebnis. Mehrere Physiotherapeuten und Osteopathen versuchten sich an ihm…..wieder nichts greifbares zu finden. Die Zähne waren ok, der Sattel wurde regelmäßig kontrolliert. Was war das nur??????? Ich fühlte mich regelrecht hilflos…..
Ich lernte einige Zeit später nach einem Stallwechsel meine jetzige Reitlehrerin kennen, sie ist heute noch zuverlässig und mit einer Eselsgduld an meiner Seite, ich traute mich wieder auf mein Pferd – allerdings ging ohne Longe zunächst gar nichts. Reiten konnte man das auch nicht nennen.
Ich hatte mich bereits zu einem Angstreiterkurs angemeldet, da sah ich zum ersten Mal Timos Anzeige in Facebook über den Workshop „Grundlagen angewandter Pferdepsychologie“. Die Beschreibung klang interessant, also meldete ich mich dort ebenfalls an.
Der Angstreiterkurs war der totale Flop und dazu noch sehr sehr teuer. Für mich tatsächlich rausgeschmissenes Geld. Und wieder kein Stück weiter…..
Nun saß ich also in diesem Timo-Kurs und war total fasziniert. So vielen anderen Teilnehmern ging es ähnlich wie mir, ich war nicht allein mit meinen Problemen. Ein Jahr später fand nun genau dieser Workshop bei uns im Stall statt und ich hatte mich und meine Reitlehrerein (selbstverständlich mit meinem „Sorgenkind“) angemeldet. Diagnose in Kurzform: Sattelzwang und ein zappeliges Pferd. Sehr aktiver Fluchtreflex und ausgeprägter Herdentrieb. Wir bekamen unser erstes Tainingskonzept und ich fing an, meinen kleinen Fuchs danach zu arbeiten. Es machte sehr viel Spaß, ich beschloss, dieses Training weiter zu machen und begann das regelmäßige Telefoncoaching mit Timo und Gloria. Konzept für Konzept arbeiteten wir ganz diszipliniert weiter, ein erstes Einzeltraining folgte. Und mein Kleiner (ok, er ist inzwischen 1,65 m groß) hatte durch die Leistungssteigerung schön aufgemuskelt und konnte tatsächlich still stehen. Ganz von alleine – ohne das wir das üben mussten! Ein gutes Gefühl…. Gloria und Timo verabschiedeten sich an diesem Tag mit der Bemerkung, dass ich beim nächsten Einzeltraining reiten sollte. Aber, so dachte ich abermals, geht das (hoffentlich) sicher vergessen. Pustekuchen…..
Es waren die Kleinigkeiten, die mir zeigten, wie gut sich unsere Beziehung entwickelte. Z. B das Schweif- oder Fliegenspray war überhaupt kei Thema mehr. Auch das übten wir nicht. Er ließ sich freistehend putzen und satteln. Wahnsinn! Meine Angst wurde weniger. Keine Longe mehr, freies Reiten, auch im Trab. Momentan noch im Beisein meiner RL. Hatte ich vor nicht allzu langer Zeit immer ein komisches Gefühl vor jeder Reiteinheit gehabt, so freute ich mich inzwischen drauf. Bei der Arbeit im RoundPen habe ich ein Pferd, was sich aufmerksam auf mich konzentriert, jede Bewegung meinerseits im Blick hat und dementsprechend reagiert. Timo nennt das die Fixierung und das entwickelt das Pferd ganz von alleine. Grandios kann ich nur sagen….
Und dann war es wieder soweit, das nächste Einzeltraining stand an. Zunächst wollte Timo „nur“ Grundlagen sehen. Dabei hatte ich doch schon alles für die Leistungssteigerung vorbereitet (das Wenden um Hütchen und Traben über eine Stange). Krümelchen machte anfangs ein paar Späßchen, war aber doch immer ganz bei mir, machte prima mit. Reiten wollte ich eigentlich nicht, hatte nur Jeans und Turnschuhe an (ein Schelm, wer böses dabei denkt). Das ganze Reitequipement befand sich weit weg in der Sattelkammer bzw. in meinem Stallschrank. Ich wurde aber gnadenlos durchschaut. Und so schafften mein Mann und meine RL Sattel, Sidepull, Helm, Reitstiefeletten und Aufstiegshilfe bei. Ich sattelte den Zwerg freistehend, was super klappte. Tja, was soll ich sagen, schließlich habe ich mich doch auf mein Pferd gesetzt, nachdem mir Gloria und Timo versichert haben, dass alles in Ordnung wäre. OHNE, dass meine RL die ersten Schritte nebenher gelaufen ist. Kurzum es war ein toller Tagesabschluss, ich bin so richtig stolz auf uns beide. Mag sich für den einen oder anderen „läppisch“ anhören….für mich ist es nach 5 Jahren ein riesiger Fortschritt ohne Angst zu reiten!
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Gloria und Timo. Ich bin so froh, euch kennen gelernt zu haben. Ich bin sicher, ich hätte meine Angst nie überwunden. Ich höre immer wieder Timos Satz „man muss nur Geduld haben“. Es dauert halt so lange, wie es dauert. Wichtig ist, den Ansatz im Ansatz zu erkennen.“
Aufgeben ist eben tatsächlich keine Option.